Montag, 25. Februar 2008

Schuld

Ich möchte mich Heute mit dem Begriff der Schuld auseinander setzen.
Vermutlich ein Begriff über den sich die meisten Menschen niemals
dediziert Gedanken gemacht haben. Völlig selbstverständlich findet er
Verwendung im alltäglichen Sprachgebrauch. Doch damit macht man es sich wie so oft viel zu
einfach. Vorallem da die Bedeutung der Schuld nicht zu unterschätzen
ist. Individuen die einer Straftat für schuldig befunden wurden droht
in manchen Ländern der Erde die Todesstrafe und auch hierzulande sind lange
Gefängnisstrafen völlig normal. Das ist alles selbstverständlich
immerhin sind die Personen schuldig und müssen somit bestraft werden. So oder so ähnlich muss wohl der unbewusste Gedankengang lauten der dieses Vorgehen rechtfertigt.
Doch eigentlich ist das alles bereits viel zu weit vorgegriffen. Bevor man über irgendetwas
das mit Schuld in Verbindung steht philosophieren kann muss man sich
zuerst der Bedeutung des Wortes an sich klar werden.
Auf Grund dessen habe ich den Begriff in einem online Wörterbuch
nachgeschlagen. Folgendes konnte man daraus entnehmen: "Schuld:
Zahlungspflicht,Verantwortlichkeit,moralische Last". Jetzt sind wir bereits einiges schlauer geworden. Wer schuldig ist ist also verantwortlich für etwas. Leider treibt uns das schon wieder in das nächste
Dilemma. Denn wofür ist man eigentlich verantwortlich? Ist man einzig und allein
dafür aber vollständig für seine eigenen Taten verantwortlich? Falls
ja,gilt das dann unter allen Umständen? Immerhin kennt das Gesetz
eingeschränkte oder keine Zurechnungsfähigkeit sowie fehlendes
Unrechtsbewusstsein im Augenblick der Tat als strafmildernde Faktoren an.
Die schwere der Schuld lastet damit also nicht alleine am Täter. Er
ist nicht mehr alleine für die Tat verantwortlich,aber wer dann?
Nehmen wir an jemand begeht unter Drogeneinfluss eine Straftat. Kann
man dann die Schuld teilweise auf die Rauschmittel abwälzen? Der Täter
hat sie ja immerhin höchstwahrscheinlich vorsätzliche konsumiert,
trägt er damit nicht im Endeffekt doch wieder die ganze Verantwortung?
Das Gesetz sieht es jedenfalls nicht so,in dem Punkt stimme ich sogar
mit dem Gesetz überein. Allerdings glaube ich auch nicht das jemand
der bei völlig klaren Verstand ist für sein Handeln alleine
verantwortlich ist. Daher kann auch niemand alleine an etwas Schuld
sein. Diese Aussage mag auf manche eventuell provozierend wirken
relativiert sie doch die Verbrechen von Mördern,Vergewaltiger,etc doch
sie ist haltbar. Der Grund dafür ist eigentlich ganz offensichtlich.
Die volle Verantwortung für die eigenen Handlungen würde man nur dann
übernehmen können wenn man die Fähigkeit hätte völlig frei zu
entscheiden. Diese Fähigkeit haben wir Menschen allerdings nicht,wir
haben keinen freien Willen,das ist auch völlig logisch. Hätten wir
einen freien Willen wären unsere Handlungen unabhängig von unserer
aktuellen Situation. Sie wären zufällig,irrational, vermutlich sinnlos.
Tatsächlichen treffen wir unsere Entscheidungen allerdings überlegt.
Wir Analysieren unser Umfeld,ziehen Lösungsmöglichkeit in Betracht und
wählen jene,welche uns am Besten erscheint. Dadurch ist unser Wille
bereits nicht mehr Frei,denn er ist von unserer Umgebung abhängig
welche wir ja nicht selbst geschaffen haben. Zur Verdeutlichung des
ganzen möchte ich eine veranschaulichende Analogie heranziehen. Stellen wir uns doch ein
Weizenkorn vor. Die Möglichkeiten des Weizenkorns sind stark durch
seine eigene Beschaffenheit eingeschränkt. Es ist ein Weizenkorn,egal
was passiert,es wird nie ein Apfelbaum werden können es wird immer ein
Weizenkorn bleiben. Auch wir haben diese Vorbelastung durch unsere
Gene. Die zweite große Kraft die auf das Weizenkorn wirkt ist die
Erde in der es sich befindet. Diese wurde weder vom Weizenkorn gewählt
noch kann es sie ändern dennoch wird sie einen großen Effekt auf das
Wachstum des Korns haben. Unsere Erde ist die Familie in die wir
geboren werden auch wir können sie nicht wählen und auch uns prägt
sie sehr stark. Natürlich wirkt sich auch das Wetter darauf aus wie
der Weizen gedeihen wird,dieser Faktor ändert sich zwar regelmäßig
doch unser Korn bleibt nur Erdulder. Selbst wenn es wollte das Wetter zu manipulieren liegt weit außerhalb des Bereichs des Möglichen für unser Korn. Ebenso verändern sich unsere Bekannten- und Freundeskreise ganz natürlich im Laufe unseres Lebens. Nun, wie man sieht ist das Weizenkorn völlig unfähig über den Verlauf seines Lebens zu bestimmen.
Es trägt keine Verantwortung kann daher nicht Schuldig sein. Doch der
Vergleich hinkt, denn natürlich kann der Weizen nicht aufstehen und seine
Umgebung wechseln. Genau hier kommt unser einzige fragwürdige
Freiheit ins Spiel. Die Freiheit unsere Umgebung selbst zu wählen.
Wir können uns selbst die richtigen Freunde aussuchen und die richtige
Bücher lesen. Wir können uns daher selbst in die Richtung lenken die
wir für richtig halten. Doch was wir für richtig halten ist schon
wieder durch die bereits erläuterten Außenwirkungen beeinflusst. So
scheint sogar unsere einzige Freiheit doch nur ein Trug zu sein. Da
nun endlich die Frage geklärt ist ob wir einen freien Willen haben
oder nicht können wir uns wieder der Schuldfrage zuwenden. Diese
ergibt sich aber nun ganz klar. Wer nicht frei entscheidet,kann auch
nicht verantwortlich sein. Wer nicht Verantwortlich ist ,ist ergo auch
nicht Schuldig. Das ist ein ziemlicher großer Brocken. Was soll man
mit dieser Erkenntnis tun? Die Freilassung aller Straftäter sowie die
Abschaffung des Rechtstaates fordern? Wohl kaum. Um ehrlich zu sein
ich weiß es auch nicht. Der schwerste Teil bleibt wieder Einmal dem Leser überlassen. Ich weiß nur eines, bevor ich das nächste mal eine Schuldzuweisung ausspreche werde ich es mir mindestens 3 mal überlegen.

Inspiriert von:
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